Sonntag, 1. Mai 2011

Womit alles begann.

An dieser Stelle schreiben viele Hobbybäckerinnen, dass sie schon als kleines Kind mit mehlverschmierter Nase in Mamas Schüsseln gerührt und vom Teig genascht haben. So ähnlich war das sicher. Ich habe immer gern für alle und jeden gebacken, aber wenn ich heute daran denke, dass backen damals folgendermaßen funktionierte: Backmischung auf, 2 Eier und etwas Milch oder Öl dazu, Rühren fertig… dann spricht das nicht gerade für frühes Backtalent.
Meine Oma –jaaa- die war eine wahre Tortenbäckerin. Leider werde ich ihre Torten geschmacklich niemals so hinbekommen wie sie, denn ihr Rezeptbuch war das Gedächtnis und ihre Waage das Gefühl.
Ich war da eher pragmatischer, erst die Backmischung benutzen und dann die „Schande“ mit pompöser Optik überspielen.
Teig genascht habe ich dennoch. Löffelweise habe ich ihn heimlich verputzt, weil roher Teig immer so viel leckerer war als der Gebackene. Roher Teig macht Bauschschmerzen?  Sowas ist einem Kind doch egal. Die Liebe zum Dekorieren war aber allgegenwärtig. In akribischer Feinarbeit wurden Plätzchen und Kuchen verziert und geschmückt. Geduld und Ehrgeiz sind meine Stärken.
Nun aber zu meinem Schlüsselerlebnis. Nachdem ich 2 Jahre in Köln in einem Miniapartment mit Pantryküche und Minibackofen gewohnt habe, wo kreative Küche und vor allem Backen jeglicher Art quasi unmöglich waren, hatte ich in der neuen Wohnung sämtliche Entfaltungsmöglichkeiten. Anfang Dezember 2009 backte ich für meine beste Freundin in Köln einen Geburtstagskuchen. Ein heller und ein dunkler Sacherschokoladenboden, gefüllt mit Himbeeren, mühevoll ummantelt mit weißer Schokolade, liebevoll dekoriert mit rosagefärbter Schokolade und Marzipanrosen. Ich taufte ihn „Mein letzter Wille“, ein Traum in weiß, hellgrün und rosa. Vorsichtig setzte ich ihn auf die Plastiktortenspitze von Ikea, diese wiederum auf einen lilafarbenen Glasteller des gleichen Einrichtungshauses. Die Zeit war knapp, mein Freund brachte mich netterweise im Auto zu ihr. Zu groß die Angst den Kuchen mit der Bahn zu transportieren. Im Auto überlegte ich noch kurz ob ich ein Foto schießen sollte, aber das Licht war zu schlecht, das könne man besser gleich noch in der Wohnung machen. Draußen war es spiegelglatt, in Trippelschritten schaffte ich es bis an die Haustür und klingelte. Niemand öffnet, denn die Klingel ist wegen Klingelstreichen in der vergangenen Nacht abgestellt. Nervös krame ich mir der einen Hand in meiner Handtasche nach dem Handy und merke nicht, dass die Torte in der anderen Hand langsam aber sicher in Schieflage gerät. Leider ist die Plastikspitze auf Glasteller nicht die griffigste Kombination und so landet mein Meisterwerk rücklings auf dem Boden. Mit Blick auf die gestürzte Torte, dem zertrümmerten Glasteller und den festfrierenden Zuckerblumen war der Punkt an dem ich mich entscheiden musste: Anfang oder Ende einer Backleidenschaft!
Doch das Fieber hatte mich bereits gepackt…

1 Kommentar:

  1. Au weh, ich les mich grade ein bißchen durch Dein Archiv...ich glaube ich wäre vor Wut noch drauf rumgetrampelt und das wäre die letzte Torte, die ich gebacken hätte! XD Wie gut, dass Du das nicht gemacht hast, Deine Torten sehen so wahnsinnig schön aus und ich hoffe ich komme irgendwann mal in den Genuss ein davon zu probieren! :) Ich find´s auch sehr interessant hier Deine Entwicklung sehen zu können, einfach klasse! :)

    Liebe Grüße

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